Die Bietigheimer Zeitung mit ihren Regionalausgaben „Bönnigheimer Zeitung“ und „Sachsenheimer Zeitung“ sowie unter anderem „Die Rundschau“ werden ab März 2024 in der tariflosen MHS Print GmbH in Esslingen gedruckt – und nicht mehr wie bisher in Bietigheim-Bissingen. Damit verbunden ist leider auch ein Abbau von Arbeitsplätzen, sechs Beschäftigte haben Ende November die Kündigung erhalten. „Der Wechsel erfolgt zum richtigen Zeitpunkt, um künftig effizient produzieren zu können“, sagte Geschäftsführer Stefan Gläser. Mit Beginn des Jahres 2019 hat die Zeitungsgruppe Stuttgart (SWMH) die Mehrheitsanteile der Bietigheimer Zeitung übernommen.
Kategorie: Unternehmens-Nachrichten
Mit dem tariflosen Druckzentrum Hohenlohe-Ostalb GmbH & Co. KG (DHO) in Crailsheim schließt die nächste Zeitungsdruckerei in Baden-Württemberg zum 31. Dezember 2023. Von der dauerhaften Einstellung des Geschäftsbetriebs sind 18 Beschäftigte betroffen. Die Zeitungstitel Schwäbische Post Aalen (25.449 Exemplare), Haller Tagblatt (13.907), Gmünder Tagespost (10.243), Hohenloher Tagblatt (13.950) und Gaildorfer Rundschau (3.581 Exemplare) werden vorübergehend in der Mayer & Söhne Druck- und Mediengruppe GmbH & Co. KG, im bayrischen Aichach gedruckt. Ab dem 1. Juni 2024 werden die Aufträge mit einer Gesamtauflage von ca. 67.000 Exemplaren von der tariflosen NPG Druckhaus Ulm GmbH & Co. KG (ehemals DUO Ulm) gedruckt. Laut Geschäftsführer Simmet „beschleunigen die überproportionalen Steigerungen von Rohstoff- und Energiekosten in den letzten Jahren den Prozess, dass die wirtschaftliche Perspektive aufgrund mangelnder Kapazitätsauslastung nicht mehr gegeben ist“.
Eine Ära geht zu Ende, rund 90 Beschäftigte verlieren ihre Jobs: Das Druckhaus Waiblingen (DHW) stellt im IV. Quartal 2023 den Druck ein. Eine fast 200jährige Waiblinger Tradition reißt ab. Die Titel „Waiblinger Kreiszeitung“, „Schorndorfer Nachrichten“, „Winnender Zeitung“ und „Welzheimer Zeitung“ werden künftig woanders gedruckt. Neben dem Zeitungsdruck wird auch der Bogendruck aufgegeben.
Geschäftsführer Hartmut Villinger (auch Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes vdm Baden-Württemberg) betonte, dass es sich die Gesellschafter mit dieser Entscheidung nicht leicht gemacht haben. Allerdings sind die Zeitungsabos deutlich gesunken. Wurden in den 90er Jahren noch 50.000 Zeitungsexemplare gedruckt, sind es heut noch ca. 28.000. Wie dem auch sei, die Zeitungen existieren weiter, die Zeche zahlen die von der Schließung betroffenen Beschäftigten. Der Betriebsrat wird einen Sozialplan mit Abfindungszahlungen verhandeln. Auch eine Transfergesellschaft ist geplant.
Protest gegen Schließung
Mit einer 45minütigen Protestkundgebung protestierten die Beschäftigten der Pressehaus Stuttgart Druck GmbH (Zeitungsdruckerei Stuttgarter Zeitung, Stuttgarter Nachrichten) gegen die Stillegung der Druckerei und der Weiterverarbeitung zum 31. März 2023.
Der Konzernbetriebsrat der Südwestdeutschen Medienholding hatte zu einer außerordentlichen Sitzung in Stuttgart eingeladen, um gegen die Schließungspläne und der damit verbundenen Entlassungen von ca. 260 Arbeitnehmer*innen der Zeitungsdruckereien in Esslingen (zum 31. Juli 2022) und Stuttgart zu protestieren. Rund 100 Beschäftigte aus Druckerei, Weiterverarbeitung und Verlag nahmen an der Kundgebung teil. KBR-Mitglieder aus den Unternehmen der Redaktion Stuttgarter Zeitung Stuttgarter Nachrichten und der Zeitungsdruckerei des Süddeutschen Verlags erklärten sich zu künftigen, weiteren Solidaritätsaktionen bereit.
„Über 200 Kündigungen zu verbinden mit Tarifflucht ist eine von reiner Profitgier getriebene Strategie des Stuttgarter Medienkonzerns“, sagt der ver.di-Landes-Branchenkoordinator Medien, Siegfried Heim, zu den jetzt öffentlich gewordenen Plänen der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) für die Druckereien in Stuttgart und Esslingen. Er kritisiert insbesondere, dass die verbleibenden Arbeitsplätze nicht im Wege von Betriebsübergängen besetzt werden, sondern sich die Gekündigten bei einer neuen, tariflosen Konzern-Tochterfirma bewerben müssen, die von vornherein schlechtere Arbeitsbedingungen fordert.
Nach den Plänen der SWMH, die den Beschäftigten bei einer Versammlung des Arbeitgebers vorgesetzt wurden, werden zunächst die Beschäftigten der Druckerei der Esslinger Zeitung gekündigt, da dort der Betrieb Ende Juli eingestellt wird. Im März 2023 verlieren dann auch die Beschäftigten des Druckhauses in Stuttgart ihre Arbeitsplätze. Insgesamt werden 150 Festangestellte und 120 Aushilfskräfte gekündigt.
Im Esslinger Druckereigebäude wird dann im April 2023 eine neue Konzern-Tochterfirma den Druck der regionalen Konzernzeitungen (unter anderem Stuttgarter Zeitung, Stuttgarter Nachrichten, Esslinger Zeitung) und deren Wochenblätter übernehmen. Diese soll etwa 55 feste Beschäftigte und bis zu 100 Aushilfskräfte haben. Geplant ist, dass diese Tochterfirma dem Druck-Arbeitgeberverband nicht angehört und unter anderem die Wochenarbeitszeit von bisher tariflich gesicherten 35 Stunden auf 38,5 Stunden ohne Lohnausgleich anheben will. Lohnerhöhungen sollen sich nicht am Drucktarif orientieren, sondern an den Abschlüssen des Verbandes für Dienstleistung, Groß- und Außenhandel (VDGA).
Die Pläne des Stuttgarter Medienkonzerns sind das Ergebnis des seit mehreren Jahren laufenden „Druckstrategieprojekts“ der SWMH. „Dieses Projekt richtet sich klar gegen die Interessen der Beschäftigten, die teilweise seit Jahrzehnten ihre Arbeitskraft im Zeitungsdruck in Nacht- und Wochenendschichten verausgaben. Dass die Kündigungen und die Tarifflucht gegenüber den Leserinnen und Lesern heute mit dem Kauf einer neuen Druckmaschine begründet werden, ist zynisch“, so Heim weiter.
ver.di wird die Betriebsräte in Esslingen und Stuttgart beim Kampf um angemessene Sozialpläne unterstützen und fordert von den württembergischen Zeitungsverlegern, denen der SWMH-Konzern gehört, ihre Profitgier hintan zu stellen und in der neuen Druckerei tariflich gesicherte Arbeitsbedingungen zu ermöglichen.
Zum dritten Mal streikten die Kolleg*innen der Druckerei der Heilbronner Stimme für einen Tarifvertrag. Verleger Distelbarth hatte Mitte März die Tarifbindung für die Druckerei und die technischen Bereiche des Verlages aufgekündigt. Er weigert sich, mit ver.di über einen Haustarifvertrag zu reden.
Mit einer kurzen Kundgebung am Verlagshaus demonstrierten die Streikenden öffentlich sichtbar, dass sie sich für einen Haustarifvertrag einsetzen. Sie fordern die Anerkennung aller Tarifverträge der Druckindustrie – auch um eine Zwei-Klassen-Gesellschaft bei der Heilbronner Stimme zu verhindern. Denn für die Zeitungsverlagsangestellten und die Redaktion gelten bei der Heilbronner Stimme noch Tarifverträge.
Der Streik, der gestern Abend begonnen hatte und noch bis morgen Abend andauert hatte Auswirkungen auf die Produktion. So mussten mehrere Lokalausgaben der Zeitung zusammengelegt werden, wie der Verlag den Leser*innen auf der Titelseite mitteilte.
„Das ist ein böswilliger Angriff auf die Tarifautonomie und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten“, kritisiert Siegfried Heim, Landeskoordinator Medien bei ver.di Baden-Württemberg, den „Blitzwechsel“ der Druckerei der „Heilbronner Stimme“ in die Tariflosigkeit. Mitten in der laufenden bundesweiten Tarifrunde für die Druckindustrie entzieht das Medienunternehmen etwa einem Viertel seiner Beschäftigten den tarifvertraglichen Schutz durch den überraschenden Wechsel in eine OT-Mitgliedschaft (=ohne Tarifbindung) im Arbeitgeberverband Druck und Medien.
Als Reaktion auf die Tarifflucht hat ver.di das Unternehmen zu sofortigen Haustarifverhandlungen aufgefordert, um die Bindung an die Druck-Tarifverträge wiederherzustellen. Ebenso wurde das Unternehmen zu Verhandlungen über die bundesweit gestellte Forderung einer Erhöhung der Löhne und Gehälter um fünf Prozent aufgefordert. Auf Bundesebene haben bislang zwei Verhandlungsrunden stattgefunden, die ergebnislos blieben. Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 28. März terminiert. Neben den Lohnverhandlungen geht es auch um den Manteltarif, der am 30. April endet. Hier kämpft ver.di gegen Pläne der Arbeitgeber die Zuschläge für Nacht-, Schicht- und Wochenendarbeit radikal zu reduzieren und die Arbeitszeit zu verlängern.
Unter den knapp 500 Beschäftigten der Heilbronner Stimme sind etwa 100, für die bislang die Tarifverträge der Druckindustrie galten. Für die übrigen Beschäftigten gelten die Tarifverträge für Journalist*innen und für Angestellte an Zeitungsverlagen in Baden-Württemberg. Für letztere hat ver.di ebenfalls eine Erhöhung der Gehälter um fünf Prozent gefordert.
Schlechte Nachrichten gab es für die Beschäftigten der Firma Bechtle Verlag und Druck (Esslinger Zeitung) am Montag, 14. Juni 2021, bei einer Mitarbeiterversammlung. Die Leitung des zum Medienkonzern SWMH gehörenden Unternehmens informierte die Belegschaft in einer Mitarbeiterversammlung der Bereiche Druck und Versand darüber, dass der Axel-Springer-Konzern seinen Druckauftrag für BILD und Bild am Sonntag überraschend zum Jahresende 2021 gekündigt hat. Von dieser Entscheidung betroffen sind rund 40 Beschäftigte in Esslingen, wo die beiden Springer-Zeitungen seit Jahrzehnten gedruckt wurden.
Durch den Wegfall der BILD sind auch die Druckaufträge der verlagseigenen Zeitungen und Wochenblätter, vorweg die Esslinger Zeitung, in Gefahr. Die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH) könnte versucht sein, diese Druckaufträge zum Druckzentrum des Pressehaus Stuttgart zu verlagern (Stuttgarter Zeitung, Stuttgarter Nachrichten). Entsprechende Planungen waren möglicherweise auch Teil des so genannten Druckstrategieprojekts des SWMH-Konzerns in dessen Rahmen die Betriebsräte ohnehin die Schließung eines der beiden Standorte Esslingen oder Stuttgart befürchteten.
In Esslingen fordert der Betriebsrat jetzt von der Geschäftsleitung die umgehende Aufnahme von Verhandlungen für eine sozialverträgliche Gestaltung des Personalabbaus und eine Verlängerung des dort laufenden Programms für das freiwillige Ausscheiden von Beschäftigten.
Laut SWMH-Geschäftsführer Dr. Christian Wegner gibt es das Projekt bereits seit 2015: das „Druck-Strategie-Projekt“. „Konkret geht es darum“, so Dr. Wegner, „Antworten auf die Frage zu erhalten, welche Zeitungen 2025 in welchen Druckereien und in welchem Format gedruckt werden“. Oder anders gesagt: zu prüfen, in welcher Konstellation in den kommenden Jahren innerhalb des Teilkonzerns der Medienholding Süd (MHS) Zeitungsdruck betrieben werden soll. Dabei stellt sich in erster Linie die Frage, ob und welche Druckereien innerhalb des Konzerns betrieben werden sollen.
Unklar ist offensichtlich nach wie vor, welche weitere regionalen Zeitungsverlage an diesem „Druck-Strategie-Projekt“ beteiligt sind. Vor Kurzem ließ MHS-HF Herbert Dachs verlauten, dass neben den bisherigen möglichen Partnern Bietigheim, Ludwigsburg und Waiblingen auch Heilbronn und Reutlingen potentielle Partner für eine „Druckgemeinschaft“ wären.
Momentan werden in Gesellschafterkreisen offensichtlich zwei Varianten diskutiert. Zum einen der Bau eines neuen Druckzentrums auf der grünen Wiese im Großraum Stuttgart. Zum anderen der Bau eines neuen Druckzentrums auf einem Grundstück, dass der SWMH schon gehört, vermutlich in Esslingen a. N. Gerüchten zufolge wird Mitte/Ende Mai 2021 die Entscheidung auf einer Gesellschafterversammlung getroffen.
Weitere Informationen hierzu gibt es auf http://www.sverdimh.de